
F-15E
Kampfjet F-15E kann jetzt mit 50 Raketen gleichzeitig bewaffnet werden
Schwarmangriffe mit Drohnen gehören zum Kriegsalltag. Russland greift so regelmäßig zivile Ziele in der Ukraine an, mit einer Mischung aus günstigen Kamikazedrohnen und Marschflugkörpern.
Solche Sättigungsangriffe sollen die Luftabwehr überlasten. Denn irgendwann muss diese nachladen und kann dann für eine Weile nicht mehr feuern. Außerdem sind Luftabwehrraketen teuer: Eine einzelne PAC-3 MSE des US-Abwehrsystems Patriot kostet etwa 4 Millionen US-Dollar.
Die Kamikaze-Drohnen, die Russland der iranischen Shahed-136 nachgebaut hat, kosten hingegen nur um die 50.000 US-Dollar pro Stück. Eine mögliche Lösung dafür ist APKWS II - Advanced Precision Kill Weapon System II. The Merge hat ein Foto einer amerikanischen F-15E veröffentlicht, die eine große Anzahl der günstigen Raketen trägt.
Bis zu 50 Raketen an einer F-15E
Auf dem Foto ist zu sehen, dass auf einem Hardpoint unter dem linken Flügel gleich 3 Startröhren (Pods) von APKWS montiert sind. Jeder Pod enthält 7 Raketen. Aus Symmetriegründen ist davon auszugehen, dass auf dem rechten Flügel dasselbe Setup montiert werden kann. Dadurch hat die F-15E 42 Raketen an Bord.
Das war es aber noch nicht. Die F-15E ist bekannt dafür, eine hohe Waffenlast tragen zu können. Zusätzlich zu den 42 APKWS-Raketen sind laut TWZ noch genügend Hardpoints für 8 klassische Luft-Luft-Raketen frei. Insgesamt könnte die F-15E also mit 50 Raketen bestückt werden, um Drohnen, Unterschall-Marschflugkörper und andere Luftziele zu bekämpfen.
Auch für die neuere Variante F-15EX wäre ein Setup mit 6 APKWS-Pods denkbar. Da sie insgesamt 23 Hardpoints und eine um 28 Prozent größere Waffenlast als die F-15E hat, könnte sie womöglich sogar mit mehr als 50 Raketen bestückt werden.
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Auch die F-16 nutzt APKWS II für den Luftkampf
Die Air Force hat bestätigt, dass es sich bei der gesichteten F-15E um ein Flugzeug für Testflüge handelt. Wann APKWS II für den Kampfjet offiziell zugelassen wird, wollte die Air Force aber nicht verraten.
APKWS II wird von den USA bereits auf der AV-8B Harrier, F/A-18 und A-10 verwendet, sowie auf den Hubschraubern AH-1Z, UH-1Y, MHG-60R und AH-64. Seit Jänner 2025 ist auch die F-16 mit APKWS II im Einsatz. Über dem Roten Meer wurden damit Drohnen der Huthi abgeschossen.
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F-16 mit APKWS II bei der Luftbetankung. Im Pod sind nur noch 4 Raketen statt 7 - 3 wurden anscheinend abgefeuert.
© US Air Force
Upgrade für billige 70mm-Raketen
APKWS II ist ein Aufrüstkit für die Hydra 70. Die Hydra 70 ist eine ungelenkte Luft-Boden-Rakete mit 70mm-Durchmesser. Die Hydra 70 wurde für Luftunterstützung im Nahbereich konzipiert und wird deshalb vor allem bei Kampfhubschraubern eingesetzt.
APKWS II macht aus der ungelenkten Hydra 70 eine lasergelenkte Rakete. Dazu wird zwischen dem Gefechtskopf und dem Raketenmotor die WGU-59/B Guidance Unit eingesetzt. Diese enthält Lenkflügel und den Lasersucher.
Das Ziel wird mit einem Laser markiert. Dieser ist für das menschliche Auge nicht sichtbar und meist im Infrarotbereich. Die abgefeuerte APKWS-II-Rakete steuert auf das markierte Ziel zu. Der übliche Gefechtskopf der Hydra ist der M151, der ein Kilogramm Sprengstoff enthält. Der Sprengradius wird mit 10 Metern angegeben, die Splitterwirkung mit bis zu 50 Metern.
Die Reichweite von APKWS II beträgt bis zu 5 km, wenn sie von einem Hubschrauber gestartet wird und 11 km von einem Flugzeug aus. Theoretisch ließe sich die Reichweite erhöhen, weil der Lasersucher bis zu 14 km weit „sehen“ kann. Dazu ist aber ein anderer Raketenmotor nötig. So einer wird gerade vom europäischen Unternehmen Nammo entwickelt, der die Reichweite von APKWS II auf 15 km erhöhen könnte.
Neben der hohen Stückzahl von Raketen, die von Flugzeugen und Hubschraubern transportiert werden können, hat APKWS II noch einen weiteren Vorteil: die Kosten. Die USA haben nämlich noch etliche Hydra-70-Raketen in ihren Arsenalen. Also muss nur das APKWS II neu gekauft werden. Das kostet in der aktuellen Ausführung etwa 15.000 US-Dollar pro Stück. Selbst, wenn die alten Hydra 70 verbraucht sind, wird ein neu gebauter Gefechtskopf und Hydra-70-Motor die Gesamtkosten einer APKWS-II-Rakete nur auf 22.000 US-Dollar ansteigen lassen.

Grafische Darstellung von APKWS II. Oben die reguläre Hydra 70. Die WGU-59/B Guidance Unit wird zwischen Gefechtskopf und Raketenmotor eingefügt
© Vslv/Wikimedia Commons
Zum Vergleich: Die Luft-Luft-Rakete AIM-9 Sidewinder wäre derzeit die günstigste Lenkwaffe, mit der eine F-15 Luftziele bekämpfen kann. Diese kostet in der aktuellen Ausführung 400.000 US-Dollar. Allerdings hat sie mit 35 km eine höhere Reichweite und ist agiler, weil sie für Dogfights gegen Kampfjets gemacht wurde.
Die APKWS II ist in ihrer Funktion als Luft-Luft-Rakete für weniger bewegliche Ziele gedacht, wie eben Kamikaze-Drohnen oder Unterschall-Marschflugkörper, die sich in einer relativ stabilen Flugbahn auf das Ziel zubewegen.
Bordkanone ist billig, aber riskant
Billiger als APKWS II wäre es nur, wenn die F-15 ihre Bordkanone gegen Drohnen einsetzt. Dabei handelt es sich um die M61A1 Vulcan. Die 6-läufige Kanone im Kaliber 20mm hat eine Feuerrate von bis zu 6.000 Schuss pro Minute. Bei 33 US-Dollar pro Patrone wären das 3.300 US-Dollar für eine Sekunde abdrücken.
Der Nachteil: Die F-15 muss nahe zur Drohne oder dem Marschflugkörper fliegen, um das Ziel zu treffen. Dabei besteht das Risiko, dass es durch plötzliche Flugmanöver der Drohne zu einer Kollision in der Luft kommt.
Eine weitere Gefahr besteht, wenn die Drohne langsam fliegt und die F-15 versucht, diese Geschwindigkeit zu halten, um sich für eine höhere Trefferquote genau hinter sie zu setzen. Viele der Huthi-Drohnen sind nur mit 200 bis 300 km/h unterwegs. Unterschreiten Kampfjets eine gewisse Geschwindigkeit (je nach Modell zwischen 150 und 300 km/h), kommt es zu einem Strömungsabriss (Stall), der zum Absturz führen kann. Da eine F-15E 31 Millionen US-Dollar im letzten Produktionsjahr (1997) gekostet hat und die aktuelle F-15EX gut 90 Millionen US-Dollar kostet, ist das Risiko unverhältnismäßig zur möglichen Kosteneinsparung, wenn eine Drohne mit der Bordkanone statt Lenkwaffen bekämpft wird.
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Air Force wollte F-15E in Pension schicken
Die F-15E eignet sich jedenfalls besonders gut für die Bestückung mit APKWS II. 2 F-15E könnten zusammen 100 Drohnen und Marschflugkörper mit Lenkwaffen bekämpfen. Und weil die F-15E ein Zweisitzer ist, kann sich der Copilot auf das Anvisieren der Ziele mit APKWS II konzentrieren, wodurch der Pilot seine Aufmerksamkeit dem langsamen Fliegen um bzw. in Drohnenschwärmen widmen kann.

F-15E
© US Air Force
Zudem wird die F-15E noch eine Weile im Dienst bleiben, obwohl es mit der F-15EX eine neue Variante gibt. Ursprünglich wollte die Air Force 119 ihrer 281 F-15Es bis zum Fiskaljahr 2028 ausmustern, was ihr aber vom US-Kongress untersagt wurde.
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