Die Railgun auf der JS Asuka

Die Railgun auf der JS Asuka

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Militärtechnik

Neue Fotos: Railgun auf japanischem Kriegsschiff Asuka gesichtet

Während die USA ihr Railgun-Projekt aufgegeben haben, macht Japan Fortschritte. Im April ist der Prototyp einer Railgun erstmals auf einem Kriegsschiff zu sehen gewesen. Jetzt sind neue Fotos aufgetaucht.

Die auf X veröffentlichten Fotos wurden am 30. Juni gemacht. Sie zeigen die JS Asuka im Hafen von Yokosuka. Die Asuka wurde 1995 in Dienst gestellt und ist ein experimentelles Kriegsschiff. Sie dient als Testbett zur Erprobung neuer Technologien.

Sie ist 151 Meter lang und hat eine Verdrängung von bis zu 6.300 Tonnen. Damit entspricht sie der Klasse einer Fregatte. Sie ist mit 2 3-fach Torpedowerfern ausgestattet und 8 Zellen des Vertikalstarters Mk 41.

In der Vergangenheit wurden auf der Asuka ua. Testschüsse mit der Antischiffsrakete Type 12, der Luftabwehrrakete A-SAM und der Anti-U-Boot-Rakete 07VLA durchgeführt.

Asuka beim Test der A-SAM

Asuka beim Test der A-SAM

Railgun statt Hubschrauber

Die Railgun wurde bei der Asuka am Heck installiert, obwohl man ein Geschütz dieser Größe bei einer Fregatte normalerweise am Bug vorfindet. Die neuen Fotos verraten, warum das so ist.

Am Hubschrauberlandeplatz der Asuka stehen jetzt weiße Container

Am Hubschrauberlandeplatz der Asuka stehen jetzt weiße Container

Der Hubschrauberlandeplatz am Heck der Asuka wird als Abstellplatz für Container genutzt. Aus diesen kommen zahlreiche Kabel heraus. Dabei dürfte es sich um Generatoren und/oder Kondensatoren handeln, die die nötige Energie für die Railgun zur Verfügung stellen.

Im Hintergrund sie die Kabel der Container zu sehen

Im Hintergrund sie die Kabel der Container zu sehen

Railguns müssen in sehr kurzer Zeit eine hohe Menge Energie abrufen können. Daher ist es nicht so leicht, diese Kanonen in bestehende Schiffsysteme zu integrieren. In diesem Fall hat sich Japan wohl dafür entschlossen, die Generatoren und/oder Kondensatoren vorerst außen zu stationieren, da es sich ohnehin nur um Tests handelt.

So muss die Asuka nicht langwierig umgebaut werden. Außerdem ist das Reparieren bzw. Austauschen der Railgun-Komponenten einfacher, als wenn sie unter Deck verbaut wären.

Was ist eine Railgun?

Die Railgun funktioniert ähnlich wie ein Katapult. Ein Schlitten läuft zwischen 2 Schienen – daher auch der Name Railgun (rail = Schiene). Eine Schiene ist positiv, die andere negativ geladen. Durch den stromleitenden Schlitten wird der Kreislauf zwischen den beiden Schienen geschlossen.

Dadurch entsteht ein Magnetfeld. Dies erzeugt Lorentzkraft, bei der ein Magnetfeld Kraft auf bewegte Ladungen ausübt. Der Schlitten wird dadurch beschleunigt, entgegen der Richtung der Energiequelle, also hin zur Mündung der Railgun. Das Projektil auf dem Schlitten wird dadurch mit extrem hoher Geschwindigkeit weggeschossen.

Vorteile von Railguns:

  • Mehr als die 10-fache Reichweite eines normalen Geschützes möglich
  • Gelenktes Railgun-Projektil kostet weniger als 20 Prozent einer Rakete
  • Platz- und Gewichtsersparnis bei der Munition: Treibladungen für Granaten/Geschosse sind nicht mehr notwendig

Nachteile von Railguns:

  • Hohe Hitze beim Schießen beschädigt Schienen und andere Bauteile und reduziert so die Haltbarkeit
  • Hoher Anspruch an die elektrischen Systeme von Schiffen/Fahrzeugen, wegen des Energiebedarfs

➤ Mehr lesen: Was ist eine Railgun?

Auf den neuen Fotos ist die Railgun mit und ohne Verkleidung zu sehen. Ohne Verkleidung sind die Ähnlichkeiten zu einem früheren Prototyp, an dem Japan gearbeitet hatte, deutlich zu erkennen. Die ältere Railgun hatte noch eine eckige Mündung, die neue auf der Asuka hat eine runde.

Railgun auf der Asuka ohne Verkleidung

Railgun auf der Asuka ohne Verkleidung

Lebensdauer muss verbessert werden

Bei früheren Tests hat Japan mit Railguns Projektile auf Hyperschallgeschwindigkeit beschleunigt. Sie flogen mit Mach 6,5, was in etwa 2.230 Meter pro Sekunde sind. Dafür wurden 5 Megajoule Ladeenergie benötigt. Mit etwas reduzierter Geschwindigkeit von 2.000 Metern pro Sekunde, konnte später das Testziel erreicht werden, dass der Lauf 120 Schüsse übersteht.

Ein älterer Railgun-Prototyp im Kaliber 40 mm

Ein älterer Railgun-Prototyp im Kaliber 40 mm

Das ist für einen realen Kriegseinsatz zu wenig. Wenn man davon ausgeht, dass die Railgun künftig übliche Bordgeschütze in den Kalibern 40 mm oder 76 mm ersetzen soll, sollte der Lauf mehrere Tausend Schuss überstehen.

Zum Vergleich: Das 76-mm-Schiffsgeschütz OTO Melaria Super Rapid hat eine Lauf-Lebensdauert von etwa 3.000 Schuss. Sie hat eine Kadenz von bis zu 120 Schuss pro Minute, um etwa Luftziele mit Salven bekämpfen zu können.

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Eine Railgun mit kurzer Lauflebenszeit wäre nicht zielführend. Besonders, wenn damit vor allem Luftziele abgewehrt werden sollen. Gerade, wenn zukünftig mit Schwarmangriffen durch Drohnen und vernetzten Marschflugkörpern zu rechnen ist, muss die Railgun in der Lage sein, schnell und oft zu schießen – ohne eine Zwangspause, in der der Lauf getauscht werden muss.

Abwehr von Hyperschallraketen

Japan hat früher schon mehrfach gesagt, dass die Railguns vor allem gegen Luftziele eingesetzt werden sollen. Dazu gehören Drohnen, Antischiffsraketen, Hubschrauber, Flugzeuge und auch Hyperschallraketen. Gegen Letztere wäre die hohe Geschwindigkeit der Railgun-Projektile und eine womöglich hohe Kadenz der Kanone gut zum Abfangen geeignet.

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Auch gegen Drohnen und Unterschall-Marschflugkörper hätte die Railgun Vorteile. Denn das Abwehren von fliegenden Zielen ist immer auch eine Kapazitäts- und Kostenfrage. Die Chancen für eine erfolgreiche Abwehr steigen, wenn das Ziel bereits auf die größtmögliche Distanz bekämpft wird. Denn verfehlt das erste Waffensystem, haben die anderen mit kürzerer Reichweite noch die Gelegenheit die Rakete abzuwehren. Für die großen Reichweiten eignen Luftabwehrraketen, wie etwa die amerikanische SM-6, die aus Vertikalzellen gestartet wird.

Die hat zwar mit 240 km eine hohe Reichweite, kostet aber 4 Millionen US-Dollar pro Stück. Außerdem sind die Plätze für die Zellen auf den Schiffen beschränkt und nicht alle können auf Hoher See nachgeladen werden. Mit einem Sättigungsangriff mit günstigen Drohnen und Raketen könnte man also den Munitionsvorrat des Kriegsschiffs erschöpfen, um es dann mit einem Antischiffs-Marschflugkörper auszuschalten.

Die Projektile einer Railgun sind viel kleiner als Raketen – es können also mehr Stück davon mitgenommen werden. Außerdem würden die Lenkprojektile vermutlich unter 70.000 US-Dollar pro Stück kosten, je nachdem, welcher Suchkopf verwendet wird.

So sah das Projektil der Railgun der US Navy aus, die aber weit größer als die japanische Railgun war.

Als Bonus könnte die Railgun auch gegen Schiffe und Drohnenboote genutzt werden. Das Angreifen von Landzielen ist theoretisch ebenfalls möglich, allerdings würde das nur Sinn machen, wenn die Reichweite höher als die der üblichen Antischiffsraketen ist, die der Gegner von Land aus starten kann.

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Das ist bei einer Railgun im Kaliber 40 mm oder 76 mm eher unwahrscheinlich. Bei einer angestrebten Ladeenergie von 5 Megajoule ist mit einer Reichweite von 50 bis 60 km zu rechnen. Russlands K-300P Bastion-P hat zB. eine Reichweite von 150 bis 300 km, je nach Ausführung.

Railgun als Standardbewaffnung für Zerstörer

Wenn es nach der japanischen Marine geht, sollen Railguns künftig in die 13DDX Lenkwaffenzerstörer integriert werden. Diese sind speziell für die Luftabwehr vorgesehen und sollen auch mit einer Laserwaffe bestückt sein. Die Indienststellung ist Anfang der 2030er-Jahre geplant.

Es wurde auch ein Konzept für die Maya-Klasse mit einer Railgun gezeigt. Bisher wurden 2 Zerstörer dieser Klasse gebaut.

Ob die Railgun bei neuen Mayas die 127mm-Kanone 62 Mk 45 Mod 4 ersetzen würde, oder einen Extraplatz bekommt, ist nicht bekannt. Laut einem Video der japanischen Streitkräfte ist zudem eine Lkw-basierte Railgun angedacht, die zur Luftabwehr, dem Küstenschutz gegen Schiffe als auch als Artillerie dienen könnte.

China baut ebenfalls eine Railgun

Noch hat Japan nicht bekannt gegeben, ob die Asuka den aktuellen Railgun-Prototyp bereits auf dem Meer getestet hat. Laut früheren war ein Zeitfenster von Juni bis Juli 2025 für die Tests vorgesehen. Falls Japan seinen Zeitplan einhalten kann, soll 2027 ein fest in einem Kriegsschiff installierter Prototyp einer Railgun fertiggestellt werden.

Japan wird bei seinen Railgun-Bemühungen zum Teil von den USA unterstützt. Zudem gibt es ein Forschungsabkommen mit Deutschland und Frankreich. Die US Navy hat ihr eigenes Railgun-Projekt 2022 aufgegeben, um sich mehr auf Hyperschallraketen zu konzentrieren.

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China arbeitet ebenfalls an einer Railgun für Schiffe. Schon 2018 wurde ein entsprechender Prototyp gesichtet.

2018 wurde eine Railgun auf einem chinesischem Schiff gesichtet

Die Türkei hat 2019 mit Şahi-209 eine Railgun gezeigt. Danach ist es aber relativ ruhig um das Projekt geworden. 

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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